Geschichte der Volksschule Jochberg
Schon im Jahre 1667 wurde über eine Schule in Jochberg berichtet und geklagt, dass "die Zimmer für die stattliche Anzahl von Kindern gar zu klein sind." 1780 wurden der Schulmeister Georg Lackner und sein Gehilfe Johann Wiser visitiert und aus diesem Bericht erfahren wir, dass sie 57 Kinder im "Buchstabieren und Lesen" unterwiesen. Daneben stand noch zwei Mal in der Woche "katechetisieren" auf dem Stundenplan.
Im Jahre 1871 besuchten 61 Knaben und ebensoviele Mädchen die Schule und so ging der Vikariatsprovisor Vitus Loinger ans Werk, um eine eigene Mädchenschule zu gründen. Dabei kam er sogar bis an den Kaiserhof nach Wien, um das für sein Vorhaben nötige Geld zusammen zu bringen. 1877 war es dann soweit und die Gemeinde baute eine eigene Mädchenschule, die aus einer Waschküche, einem Bügelzimmer und einem großen Schulraum bestand.
1901 erfolgte die Zusammenlegung der beiden einklassigen Knaben- und Mädchenschule zu einer zweiklassigen, gemischten Volksschulen. Weil ab dem Jahre 1915/16 die Schülerzahl auf durchschnittlich 164 Schüler und Schülerinnen angewachsen war, musste auf Anordnung des k. k. Landesschulrates 1918 eine dritte Klasse eingerichtet werden und mit Beginn des Schuljahres 1929/30 auch noch eine vierte Klasse. 1953 erfolgte die Erweiterung in eine fünfklassige Schule. Mit Beginn des Schuljahres 1971/72 besuchten die Abgänger der 4. Klasse der VS Jochberg nun die neuen Hauptschulen in Kitzbühel. Diese waren getrenn in eine Knaben- und eine Mädchenhauptschule. Mit Ende des Schuljahres 1972/73 wurde somit die Oberstufe an der örtlichen Volksschule geschlossen.
Im Jahre 1970 beschloss der Gemeinderat den Neubau des Schulgebäudes samt großem Turnsaal, einem Lehrschwimmbecken und Kindergarten. Turnsaal und Kindergarten wurden bereits 1972 fertiggestellt und im Herbst 1976 konnte dann auch die Schule in das neue Gebäude übersiedeln. Nur das Hallenbad war noch nicht fertig. Es wurde auch nie vollendet und der dafür vorgesehene Raum dient heute als Kultursaal der Gemeinde. Langzeitdirektor Adam Pauli übergab sein Amt als Direktor am 31.12.1976 an seine Nachfolgerin Anna Zeiner, arbeitete aber bis Schulschluss auf Grund des damaligen Lehrermangels noch als Klassenlehrer. Anna Zeiner blieb bis zum 31. Mai 1987 an der Schule, dann übernahm Wilfried Leitzinger dieses Amt bis zum Schuljahr 2015/16.
Im September 2016 übernahm Sandra Widemair die Leitung der Volksschule und setzte das sportliche Engagement der Schule fort.
Ganz Österreich fordert sie, an der VS Jochberg ist sie bereits seit dem Schuljahr 1995/96 ein fixer Bestandteil des Stundenplans - die tägliche Turnstunde.
Dabei begann alles rein zufällig. Während eines Gesprächs im Sommer 1995 mit dem Bezirksschulinspektor, RR Erich Rettenwander, und Markus Gandler über Verbesserungen des Turnunterrichts an den Schulen, übergab der BSI ein Schreiben des damaligen Landesrats Fritz Astl an Direktor Wilfried Leitzinger. Darin suchte Astl Schulen, die zwei zusätzliche Turnstunden im Rahmen des Unterrichts anbieten sollten. Die zusätzlichen Stunden wurden über unverbindliche Übungen abgedeckt. Der Lehrkörper der Schule war von diesem Projekt gleich begeistert und so startetet die Klassenlehrerin Beatrix Huber voller Elan das Schuljahr 1995/96 mit dem Projekt "Sportvolksschule" mit der ersten Klasse. Dieses Projekt wurde durch das Sportinstitut der Universität Innsbruck unter Univ. Prof. Dr. Friedrich Fetz wissenschaftlich begleitet. Zudem übernahmen Markus Gandler und Maria Theurl die Patenschaft über die Sportklassen von Anfang an. Jahr für Jahr kam eine weitere Klasse zum Projekt dazu und so waren ab dem Schuljahr 1998/99 die zwei zusätzlichen Turnstunden und somit die tägliche Turnstunde Realität. Nach vier Jahren übernahm Markus Gandler die Patenschaft der der neu geschaffenen Sportklasse an der HS Kitzbühel, die auch auf massiven Wunsch der Jochberger Eltern ins Leben gerufen wurde, und Maria Theurl übersiedelte in die Steiermark. So mussten neue Paten gesucht werden. Einer war in der Person von David Kreiner schnell gefunden. Etwas später übernahm die Schirennläuferin Niki Hosp das Amt der Schulpatin. Nach deren sportlichen Rücktritt übernahm im Herbst 2015 die Biathletin Lisa Hauser die Patenschaft über unsere Schule.
Ein Höhepunkt im Laufe des Bestehens der Sportvolksschule war die Ernennung zur "bewegungs- und sportfreundlichsten ein- bis vierklassigen Volksschule in Österreich" im Jänner 2005 durch die damalige Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer. Für die Schuljahre 2015 bis 2017 wurde der Volksschule Jochberg das erste Mal das "Sportgütesiegel in Gold" durch das Bildungsministerium verliehen. Im Dezember 2018 durften wir uns erneut über diese Auszeichnung freuen, welche uns bis 2022 erhalten bleibt.
Trotz Ressourcenkürzungen bei den Landes- bzw. Bezirksstundenkontingenten bleibt die VS Jochberg mit ihrer täglichen Turnstunde einzigartig. Mit großzügiger Unterstützung der Gemeinde und durch die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Sportvereinen dürfen wir uns über einen bestausgestatteten Turnsaal freuen. Seit dem Winter 2017 veranstaltet die Sportvolksschule mit Unterstützung durch die Jochberger Snowacademy Alois Reicholf einen Standortschikurs, der mit einem Schirennen mitorganisiert durch den Schiclub am Scherbühel abgeschlossen wird.
2019 kam ein weiteres Gütesiegel dazu. Das Siegel „Bewegte Schule“ erhalten Schulen, deren gesamtes Rahmenprogramm täglich viele Bewegungsfreiräume bietet und Gesundheitsaspekt im Vordergrund steht.
Weitere Projekte wurden seit dem Schuljahr 2016/17 installiert, um die Schulentwicklung weiter auf ein hohes Niveau zu bringen.
So gibt es an der VS Jochberg keine Schulglocke mehr. Die Schulstunden gehen fließen ineinander über. Die Kinder arbeiten in dieser Zeit bei offenen Klassentüren in den Klassen, Gängen, Leseecken und an Gruppentischen. Durch das Einsparen der 5 Minuten Pausen konnte eine große Pause mit 25-30 Minuten eingeführt werden, in der die Kinder wiederum große Bewegungsfreiheiten im Freien nutzen können.
Einen weiteren Erfolg verspricht das Projekt „Schulschnuppern“, bei dem die Kindergartenkinder bzw. Schuleinschreiber während des gesamten letzten Kindergartenjahres mithilfe von Buddys der jeweiligen 3. Stufe regelmäßig Schulluft schnuppern dürfen. Dadurch gewöhnen sie sich an die neue Umgebung, Kinder, Lehrer und Rituale, sodass ein Übergang in die Schule, reibungslos und angenehm gestaltet werden kann.
Große Erfolge und dadurch hohes Ansehen erlangen wir durch die Installierung der Lesebüros. Die Schülerinnen und Schüler starten in der Früh, nachdem sie ihre Schulsachen verstaut haben, in den ihnen zugeteiltem Lesebüro. Das sind sorgfältig vorbereitete und abwechslungsreiche Lesestationen in vier Lesestufen. Die SchülerInnen arbeiten dabei schulstufenübergreifend auf ihrem Leseniveau und können somit täglich von 7:45 bis 8:15 ihre Lesefertigkeiten spielerisch verbessern und steigern.
Seit dem Schuljahr 2009/10 pendelt sich die Gesamtschülerzahl zwischen 45 und 60 SchülerInnen ein. Das bedeutet, dass wir auch immer wieder von 4-klassigkeit auf 3-klassigkeit wechseln müssen, was eine Stabilität erschwert. Große Hilfe jedoch erfahren wir seit 2017/18 durch Schulassistentin, die nicht nur ihre zugeteilten SchülerInnen unterstützt, sondern überall hilft, wo Not am Mann/Frau ist.
Im Herbst 2020 gründete die Volksschule eine Bläserklasse, die durch Kapellmeister Robert Mayr geleitet wird. So kommt zum Schwerpunkt Sport nun auch der Schwerpunkt Musik dazu. Eine musikgestützte Inklusionsklasse ab dem Herbst 2021 leitet das potenzialfokussierte Großprojekt in eine neue Richtung.